Vorwort
In den vergangenen Jahren nahm ich zweimal an der Hardalpitour (HAT) in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden teil.
2020 bekam von dem italienischen Verein, der diese Veranstaltung durchführt, eine Einladung an der HAT Balkan Masters teilzunehmen.
Leider musste diese 2020 Dank Corona ausfallen und wurde, wie so vieles, um ein Jahr verschoben.
Aber auch 2021 kam wenige Wochen vor dem Start das Aus für die Tour.
Nun , Urlaub war geplant und Lutz und Rolf, mit denen ich bei der Balkan Masters gemeinsam fahren wollte, wollte das Zeitfenster nicht ungenutzt verstreichen lassen. So entstand die Idee, den Trans Euro Trail (TET) in Slowenien abzufahren.
Der TET führt quer durch Europa. Der Trail nutzt nach Möglichkeit unbefestigte Straßen und Wege, die in Deutschland leider kam noch legal zu befahren sind.
2020 war ich bereits mit Christian und Achim teilweise auf dem TET in Polen unterwegs.
Zurück zu 2021.
Lutz , Rolf und ich verabredeteten uns für den 7. Oktober in München zu treffen, um von dort aus gemeinsam weiter nach Slowenien zu reisen.
Tag 1
Heute ist die Anreise.
Vor mir liegen etwas über 700 km bis nach München. Dort treffe ich ich auf Lutz und Rolf. Sie reisen aus der Koblenzer Ecke an. Ab München geht's dann komprimiert mit einem Auto und einem Anhänger bis zu unserem gebuchten Hotel in Tolmin. Das waren auch noch einmal 400 km.
Ca 19.30 Uhr erreichen wir ohne größere Verzögerungen das Hotel. Leider bekommen wir im Hotel kein Abendessen. Aber der Wirt gibt uns eine ganz gute Empfehlung für ein Restaurant.
Satt und etwas geschafft verschwindet jeder für sich in einem Zimmer.
Bis morgen früh ...
Tag 2
Beim Blick aus meinem Hotelzimmer sieht es draußen nicht sehr gemütlich aus. Der Himmel präsentiert sich wolkenverhangen. Typisch Oktober und in den Bergen halt. Vor der Tür erlebe ich dann eine angenehme Überraschung. Es ist angenehm mild. Von Lutz und Rolf ist noch nichts zu sehen. Wir hatten uns ja auch erst für 8 Uhr zum Frühstück verabredet. So beginne das Entladen der Mopeds etwas vorzubereiten.
Nachdem wir uns gestärkt, umgezogen und auch endlich die Mopeds vom Anhänger gerollt sind , starten wir endlich.
Die erste Überraschung kommt nach etwa 15 km. Bagger und LKWs auf unserer Piste. Etwas unwirsch bedeutet uns der Baggerfahrer, wir müssten umdrehen. Auch nach meiner freundlichen Frage ohne Helm auf dem Kopf , bleibt er dabei. Hier kommen wir nicht weiter. Na gut, das wird die erste Abweichung vom TET.
Wir suchen uns eine Ausweichroute. Sofort folgt die nächste Überraschung. Der Wirt vom Hotel in Tolmin hat Rolf angerufen. Die Alarmanlage des Transporters wäre die ganze Nacht aktiv gewesen. Damit haben wir jetzt insgesamt drei Gründe nochmal zum Hotel zurück zu fahren.
Die Alarmanlage, mein Navi nochmal mit korrekten Daten füttern und Lutz möchte die Positionierung seines Lenkers korrigieren.
Die Wirtin serviert Kaffee und heiße Schokolade, die aufs Haus gehen.
Ca 13 Uhr sind wir für den zweiten Anlauf gerüstet.
Gegen 15.30 Uhr entschließen wir uns nach Alternativen für die heutige Übernachtung im Netz zu suchen.
In Vorbereitung auf die Tour hatte Rolf im Netz eine Video von Bikern gefunden, die den TET auch gefahren sind. Und ohne es zu wissen, haben jetzt eine der schwierigsten Passagen dieser Route erreicht.
Zuvor dürfen wir uns den Weg mit persönlichem Einsatz von einem umgestürzten Baum befreien, um uns die Weiterfahrt möglich zu machen.
Wenige Meter nach der Wasserdurchfahrt entschließt sich Rolf das jetzt vor uns liegende Wegstück zu umfahren.
Der sportliche Ehrgeiz von Lutz und mir lässt das nicht zu.
Für Lutz und mich geht es jetzt etwa 1500m relativ steil bergauf, zum Teil mit einigen engen Serpentinen aber überwiegend über ziemlich grobes Geröll.
Für diese 1,5 km benötigen wir am Ende fast zwei Stunden.
Zwischendurch erkundigt sich Rolf , wo wir denn blieben. Er nutzt die Wartezeit für die Suche nach einer Unterkunft für die heutige Nacht.
Auf der höchsten Stelle angekommen entscheiden Lutz und ich uns dafür, dem TET jetzt nicht zwingend weiter zu folgen sondern auf einem relativ sicheren Weg zum Hotel zu gelangen.
Gegen 18.45 Uhr parken wir die Mopeds in der Tiefgarage des Hotels.
Tag 3
Gestern war unser Tag in Divaca zu Ende. Am Abend standen 193 km mehr auf dem Tacho. Für eine Tour auf asphaltierten Straßen sind diese Kilometer keine Hürde. Aber mit einem hohen Anteil von Straßen, die in Deutschland als " unbefestigt" gelten oder gar nur als Wanderweg eingestuft werden, bekommt diese Zahl eine ganz andere Bedeutung.
Für heute sieht die Planung knapp 150 km vor. Etwas Kultur und landschaftliches Sightseeing sind mit berücksichtigt.
Die ersten etwa 15 km rollen wir über Asphalt und feste Schotterpisten. Dann erhöht sich der Schwierigkeitsgrad.
Vor uns tut sich ein Singletrail auf. Untergrund: feuchter Boden und Geröll, das wenig Grip bietet.
Hier kapitulieren wir gemeinsam und suchen eine Alternative.
Der TET führt uns zunächst Richtung Süden an die italienische Grenze. Auf dem Track sind mehrere Wegpunkte markiert worden, die einen wundervollen Ausblick ermöglichen. Beim ersten liegt uns Triest zu Füßen.
In der Burgruine befindet sich eine Restaurant. Leider war die Vorfreude auf ein Heißgetränk in Verbindung mit einer tollen Aussicht nur von kurzer Dauer. Das Restaurant blieb an diesem Tag verschlossen.
Wir verlassen die südliche Region Sloweniens und fahren wieder Richtung Norden.
Es ist heute leicht bewölkt. Die Sonne kann den manchmal böigen Wind leider nicht in Luft auflösen.
Im etwas dichteren Gemüse, wie wir so schön zu sagen pflegen, ist der Wind aber nicht so stark zu merken.
Auf einer schmalen Straße mit tollem griffigen Asphalt und vielen Kehren und wenig Verkehr geht bis auf 1100 Meter Seehöhe. So manch einer wird jetzt abwinken. Was sind schon 1100 Meter? Darauf kommt es uns bei dieser Tour aber nicht an.
Die Straße wird immer schmaler. Der rauhe Asphalt wechselt sich mit losem Schotter ab.
Am Ende der Piste steht eine Kapelle. Sie bietet neben einem tollen Ausblick auch einen Ruheplatz für den einen und für den anderen eine willkommene Spielwiese an.
Bei der Planung der Route am gestrigen Abend habe ich mir das schon fast gedacht.
Die fahrerischen Herausforderung des Tages wird so am Ende der heutigen Route auf uns warten.
Und so kam es auch.
Es geht bergauf.
Zwischen dem Felsen und dem Abgrund am linken Rand bietet sich nicht sehr viel Spielraum für großartige Experimente.
Zudem verdeckt das Laub Modderlöcher und Steine. Auch das Laub bietet nur wenig Grip.
Mit vereinten Kräften bugsieren wir alle drei Maschinen am Felsen vorbei.
Auch danach bleibt es ein Singletrail, der recht rutschig ist.
Und die nächste Herausforderung wartet schon einige Kilometer weiter. Sie lehnen wir aber für den heutigen Tag ab und nehmen stattdessen die Einladung einer sicheren Schotterpiste in Richtung Hotel an. Dieses befindet sich in Postojna. Die Zimmer haben wir gestern im Voraus gebucht. Hotels sind hier nicht sehr dick gesät worden.
Tag 4
Die Suche nach einem Restaurant für das Abendessen am gestrigen Abend war dann auch noch mit kleinen Mühen gespickt.
Erster Anlauf in einer Pizzeria. Da wir nicht reserviert haben, ist für uns kein Tisch frei. Also weiter. Auf unserer Suche passieren wir mehrere Döner Läden, die wir uns für den Notfall merken.
Zweiter Anlauf. Wieder eine Pizzeria. Es gibt Plätze für uns. Es gilt die 3-G-Regel. Aber leider habe ich meinen Nachweis in meiner Motorradjacke vergessen. So verlassen wir wieder das Haus. Es war angenehm dort. Noch weiter zu laufen haben wir keine Lust drauf. So freunden wir uns etwas notgedrungen mit dem Gedanken an einen Döner an. Vorher wollen wir es aber noch einmal in der ersten Pizzeria versuchen. Angeblich immer noch keine Plätze frei aber wir könnten Pizza to Go bekommen. Wir nehmen das Angebot an. Denn essen können wir auch im nahen Hotel. Während der Wartezeit werden dann doch Plätze für uns frei. Bei Bier und einem Absacker lassen wir den Abend gemütlich ausklingen.
Die Planung für den heutigen Tag sieht etwa 150 km vor. Wobei wir aber am gestrigen Abend kein freies Hotel im Zielgebiet um Osilnica gefunden haben. Wir starten mit guter Laune obwohl die Wettervorschau Temperaturen nur um die 7 Grad Celsius und eine leichte Regenwahrscheinlichkeit preisgibt.
Zum Beginn der Tour wird mittlerer Schotter bergab serviert. Perfekt um den 5 Grad trotzen zu können. Für die kulturelle Einlage sorgt die Burg Pozar.
Fahrtechnisch lässt die heutige geplante Strecke keine größeren Herausforderungen vermuten. So rollen wir recht entspannt abwechselnd über Schotter und kleine frisch asphaltierte Sträßchen.
Gegen frische Temperaturen von außen hilft Kaffee und heiße Schokolade.
Der Himmel zieht sich immer mehr zu. Nun könnte es auch bald von oben feucht werden.
Es ist Mittagszeit und ein kleiner Hunger stellt sich ein. Das Restaurant an diesem Rastplatz hat leider geschlossen. Aber es steht wenigstens ein Automat mit einer kleinen Auswahl an Heißgetränken bereit.
Bei der Anfahrt auf eine kleine Ortschaft sehen wir schon von weitem einem Hügel eine schöne Kirche thronen. Sie liegt zwar nicht wirklich auf der Route aber wie heißt es so schön, der Weg ist das Ziel. So steuern wir die Kirche an und werden mit einem wunderbaren Ausblick belohnt.
Auf geschotterten Waldwegen, die hier ganz normale Verbindungen zwischen Ortschaften sind, kommen wir bis auf eine Seehöhe von etwa 1040 m. Und hier hängt der Nebel in den Bäumen fest.
Das Thermometer zeigt mittlerweile auch nur zwischen 0,5 und 2 Grad Celsius an. Dazu gesellt sich leichter Schneeregen.
Zum Glück sind es nur gut zwanzig Kilometer bis nach Osilnica. Dort hoffen wir im Hotel Kovac auf freie Zimmer. Telefonisch konnten wir das Hotel leider nicht erreichen.
Tag 5
Das Bild des Tages zeigt Lutz auf seiner Yamaha. Wie es dazu kam, wie er jetzt so aussieht, dazu später mehr.
Die Tankstelle, die gestern an der Route lag, war aufgrund dessen dass Sonntag war, geschlossen.
So lag als erstes nach dem Start der Besuch einer Tankstelle an. Diese befindet sich in Cabar. Nur wenige Kilometer von unserem Hotel entfernt aber in Kroatien. So dürften wir dann innerhalb von einer halben Stunde dreimal Ausweis und COVID-19 Nachweis bereit halten. Zu erst für die Einreise nach Kroatien. Unmittelbar neben der Tankstelle dann war ein weiterer Grenzübergang zwischen Slowenien und Kroatien. Diesen nutzten wir für die Wiedereinreise nach Slowenien. Dort wurde beides nochmals verlangt.
Nachdem alle Papiere und Dokumente wieder ordentlich verstaut waren und ausreichend Kraftstoff für den Tag in den Tanks war, konnten wir die Tour für den heutigen Tag richtig starten. Es warteten bereits einige Überraschungen auf uns.
Die erste Überraschung tat sich etwa 40 km nach dem Start auf.
Ein großes rotes Netz war quer über die Straße gesperrt und ließ vermuten, dass es hier nicht wirklich weiter gehen wird.
Aber wie wir Groß-Enduro-Fahrer nunmal sind, lassen wir uns davon nicht so einfach von unserem Vorhaben abhalten. Also wird erstmal geschaut, ob es nicht doch eine Möglichkeit gibt, dieses Hindernis zu umfahren. Auf möglichst kurzem Weg versteht sich.
Hier waren fleißige Leute am Werk, die eine neue Brücke über Wasserlauf errichten. Die Baustelle ruhte aber offenbar schon längere Zeit.
So suchten wir uns etwas Material, um uns das ortsnahe Überqueren des Wasserlaufes möglich zu machen.
Nach einer guten halben Stunde und viel körperlicher Anstrengung hatten wir es geschafft, eine Maschine auf die andere Seite zu bringen. Und zwar die leichteste von allen drei. Wir brachen das Vorhaben ab und verabredeten uns nach kurzem Kartenstudium in einer nahegelegenen Ortschaft. Aber das Gefühl zu wissen, es ist möglich, hat die Mühen vergessen lassen.
Auf dem Weg zum Treffpunkt kam ich mit meiner Maschine etwas ins Rutschen und legte sie sanft in einem Wasserloch ab. Hierbei sammelte ich in meinem linken Stiefel mehr Wasser als beim vorherigen Laufen im Bach.
Lutz war nun derjenige Glückliche, dessen Maschine wir durch den Wasserlauf gebracht hatten. Er durfte dann nach einer Möglichkeit für eine Pause mit Heißgetränk und kleinem Imbiss Ausschau halten.
Ich nutze die Zeit der Pause, um meine Motorradhose und den linken Stiefel etwas trockener zu bekommen und frische Socken anzuziehen.
Der Regen in der Nacht , der bis in den späten Vormittag angehalten hat, hat die Waldwege doch sehr weich werden lassen. Wenn man dann etwas langsam unterwegs ist, verliert man schon mal die Traktion und das Moped stellt sich quer.
Ein Singletrail hatten wir bis dahin für den heutigen Tag auch noch nicht.
Rolf erscheint dieser Trail dann doch zu rutschig und nicht absehbar, wie er sich wirklich im weiteren Verlauf entwickelt. Er entscheidet sich dafür, einen Umweg zu fahren.
Am Ende dieses Singletrails entsteht dann das Foto unseres heutigen Tages.
Lutz ist mir etwas dicht aufgefahren und an einer besonders modderigen Stelle bekam er dann die aufgewühlte Modder ab.
Gestern legten wir etwa 160 km zurück.
Der Tag verlief relativ ruhig und wir waren nicht allzu spät im Hotel. Nichtsdestotrotz hatten wir viel Spaß.
Für heute sind etwa 200 km geplant. Und nach Möglichkeit wollen wir vor dem Dunkelwerden in einem Hotel sein. Aber so langsam kommen die ersten Zweifel auf, ob wir das schaffen werden. Und schon tut das sich die nächste kleine Herausforderung auf.
Bevor Slowenien wieder in Richtung Kroatien verlassen, gönnen wir uns noch einen kleinen Picknick.
In Kroatien schraubt sich unsere Route auf einem Waldweg bis auf über 1100 m Seehöhe.
Auf slowenischer Seite hatten wir heute Vormittag an einer Stelle an die wir gestern schon passiert hatten etwas mehr Schnee gesehen als am Vormittag. Aber nun werden wir richtig überrascht.
Auf mehreren Kilometer eine mehr oder weniger geschlossene Decke aus Schnee oder Schneematsch.
Huiii ...rutscht das schön. Nur leider haben wir keinen Schlitten dabei.
Das letzte Bild ist etwas gestellt. Der Ast ,der auf meiner BMW liegt, wurde von uns von einem Baum abgesägt, der sich uns in den Weg gelegt hat.
Eine letzte Überraschung, auf die wir aber uns aber schon mit einer Ausweichroute vorbereitet hatten, gab es noch. Der ausgesuchte kürzere Weg war für uns nicht befahrbar. So durften wir dann das etwas längere Teilstück bis zu unserer Wunschunterkunft befahren.
Gebucht war noch nichts. Dies taten wir sofort als wir wieder Asphalt unter den Rädern hatten. Denn keiner von uns wollte sich jetzt mit der Suche nach einer Unterkunft herum schlagen.
Nach knapp 230 Kilometer machen wir heute an der Adriaküste bei milden 13 Grad Celsius um kurz nach 19 Uhr Stop in Crikenica.
Tag 6
Beim Frühstück schauen wir auf das Meer. Es ist sonnig und wunderbare 15 Grad locken, möglichst schnell auf dem Moped zu sitzen.
Die Route ist geplant und per gpx.Datei sind alle Navis mit den gleichen Daten versorgt. So hat jeder die Möglichkeit, die Führung zu übernehmen.
Meistens fährt aber Rolf in der Mitte, weil er die "Relaisstation" für die Verbindung unserer Kommunikationsgeräte ist. Dadurch erreichen wir auch eine ziemlich große Reichweite.
In der Führung wechsel ich mich ohne große Absprache immer Mal wieder ab. So wie die Situation es ergibt.
Seit gestern haben wir uns tanktechnisch darauf geeinigt, das hier Lutz mit dem kleinsten Tank der Maßstab ist. Wir tanken alle die selbe Menge. So sparen wir nebenbei auch noch etwas Gewicht.
Die erste Überraschung erleben wir an unserem geplanten Einstiegspunkt zum TET.
Die Zufahrt wird uns mittels Schrank verwehrt. Wir kommen auch nicht irgendwie an ihr drumherum. So bleibt uns nichts anderes übrig als ein anderen Einstiegspunkt zu suchen. Aber halb so schlimm. Auf dem Weg dahin werden wir mit einem tollen Aussichtspunkt belohnt, der zu einem kleinen Fotoshooting einlädt.
Kurz nach dem wir " im Wald verschwunden" sind höre ich von Lutz, der gerade die Führung inne hat das Wort " Säge ". Heißt, da versperrt uns ein umgefallener Baum den Weg.
Während wir so über eine nicht sehr anstrengende Schotterpiste durch den Wald rollen, denke ich so bei mir, die Säge war nun schon recht oft im Einsatz. Aber ich führe ja auch einen Klappspaten mit. Wird er auf dieser Tour vielleicht auch noch von Nutzen sein?
Ich habe den Gedanken gerade so zu Ende gebracht, da höre ich schon wieder" Säge".
Es ist sofort auf einen Blick zu sehen, hier richten wir mit der Klappsäge nicht sehr viel aus.
Aber keiner von uns dreien bringt den Gedanken an Umkehren ins Spiel. Im Gegenteil. Wir suchen nach einer Möglichkeit, dieses Hindernis mit den Motorrädern zu überwinden.
Jetzt kommt der Klappspaten zum Einsatz. Baumaterial liegt in ausreichender Menge herum und so bauen wir innerhalb von einer halben Stunde eine"Straße", um am Stamm vorbei fahren zu können.
Der erste Anlauf misslingt und wir müssen etwas nachbessern. Aber dann kommen mir mit allen drei Maschinen problemlos am umgestürzten Baum vorbei.
Jetzt waren alle Hilfsmittel, die wir dabei haben, einmal im Einsatz. Aber dabei blieb es nicht für den heutigen Tag.
Danach wurden wir nochmal mit einem tollen Panorama belohnt. Lange aufgehalten haben wir uns hier nicht. Es wehte ein frischer Wind.
In einem Waldstück waren Waldarbeiter dabei Holz zu rücken. Die Straße war unter einer Schicht Wasser, das mit Waldboden vermischt war, verschwunden. Moped und zum Teil auch die Bekleidung bekamen eine entsprechende Patina.
In der nächsten Ortschaft lud eine Bar zu einer ausgedehnten Kaffeepause ein. Im nahegelegenen Markt versorgten wir uns mit Brot, Wurst und Käse.
Bei der Anfahrt auf den Ort hatten wir schon aus einiger Entfernung auf einem Hügel eine Burgruine entdeckt. Diese besichtigten wir nachdem wir uns gestärkt hatten.
An diesem"Berg" blieben wir alle drei hängen. Keiner von uns dreien schaffte es hier aus eigener Kraft hoch. Selbst zu Fuß kostete es einige Mühe nicht auszurutschen.
Jetzt kam das dritte Hilfsmittel am heutigen Tag zum Einsatz. Unsere Gurte.
Wir verbanden sie alle miteinander, um eine möglichst lange Strecke bergauf überwinden zu können, wo wir Halt fanden. Der Gurt wurde um einen Baum gelegt. Mit einem Gemisch aus Muskel & Motorkraft bekamen wir die Maschinen nach und nach den Berg hinauf.
Diese Aktion hat eine Menge Zeit gekostet. Es ist mittlerweile 16:30 Uhr geworden. Bis zum Hotel sind es gute 60 Kilometer auf Wegen, deren Qualität wir nicht kennen. Auf dem Navi sehe ich , das wir in etwa 300 Meter auf eine Schotterpiste treffen. Wir beschließen, dort aus dem TET für heute auszusteigen und direkt zum Hotel zu routen.
Kurz vor 18 Uhr rollen wir auf den Parkplatz des Hotels.
Wir sind mit unserer gestrigen Wahl der Unterkunft ganz zu frieden.
Die Zimmer sind in Ordnung. Es gibt leckeres Essen. Auch das Bier schmeckt.
Überwiegend wird dieses Hotel von Anglern genutzt. Es liegt an der Gacka.
Ob die Forelle, die bei Lutz und Rolf auf dem Teller liegt, wohl aus ihr stammt?
Tag 7
Der Blick aus dem Fenster verspricht nicht das schönste Wetter zum Motorradfahren.
Es ist neblig und das Thermometer offenbart ganze 2 Grad Celsius. Aber was soll's?
Von den niedrigen Temperaturen haben wir uns in den letzten Tagen auch nicht davon abhalten lassen, unsere Bikes zu bewegen.
Unterwegs sehen wir immer wieder stumme Zeugen des Krieges hier im Land.
In vielen Häusern finden sich noch Einschusslöcher.
Heute steht für uns der kroatische TET nicht so sehr im Vordergrund. Ihm werden wir im Laufe des Tages nur für ca 35 km auf dem Weg zu unserem Ziel folgen.
Ganz in der Nähe unseres Standortes befindet sich ein ganz besonderes Relikt aus den Zeiten des kalten Krieges. Ein sogenannter Lost Place.
Bis dahin erfreuen wir uns den schönen Dingen, die uns unterwegs begegnen.
Ganz ohne den Einsatz von Spaten und Gurten erreichen wir unser Ziel.
Es ist eine Art Flugzeughanger, der sich in einem Berg befindet.
Der korrekte Begriff ist Flugzeugkaverne. Sie befindet sich an der bosnischen Grenze und bot Platz für 80 MIG Kampfflugzeuge. Dem damaligen jugoslawischen Staat kostete sie umgerechnet ca 6 Milliarden Dollar !!!
Es ist eine gigantische Anlage.
Da nicht ganz genau abzusehen war, wie sich das Wetter entwickelt und wir mit der Zeit hinkommen werden, hatte ich für die Fahrt vom Lost Place zur gebuchten Unterkunft drei unterschiedliche Routen vorbereitet.
Sof ( überwiegend Asphalt), medium ( ein guter Mix aus Asphalt und Schotter) und hard ( Asphaltanteil minimal, Schotterpiste und Wanderwege überwiegen).
Da uns jetzt die Sonne ins Gesicht schien und noch ein ziemlich großes Zeitfenster bis zum Sonnenuntergang vorhanden war, entschieden wir uns für "hard". Aber der ausgesuchte Einstieg in die Tour entpuppte sich für unsere Maschine als nicht wirklich machbar. So fuhren wir etwas der Nase nach und landeten bei 1200 Meter Seehöhe in einer fast geschlossenen Schneedecke bei strahlendem Sonnenschein.
Auf der Fahrt ins Tal und weiter zur Unterkunft lud die Sonne nochmals dazu ein, Pause zu machen und sie einfach zu genießen.
Beim Mittagessen hätte ich gewettet, wir treffen heute spätestens um 16.30 Uhr an der Unterkunft ein. Es wurde dann aber tatsächlich doch nach 17.30 Uhr.
Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, nutzten wir die Gelegenheit den Weg zum Restaurant zu Fuß zurück zu legen. Denn gefahren sind heute am Ende mehr als geplant war. Knapp 180 km.
Ein kleines ungeplantes Ereignis gab es heute doch noch.
Auf dem Weg zum "Schneegipfel" starb plötzlich der Motor meiner BMW ab. Da wir ja nun immer gemeinsam tanken, waren sich Lutz und Rolf sicher, das es nicht am fehlenden Kraftstoff liegen kann. Sie lagen - ich meine - zum Glück falsch. Da wir glücklicherweise nur etwa 1, 5 km von der nächsten Tankstelle entfernt waren, hielt sich der Zeitverlust in Grenzen.
Es ist sternenklarer Himmel und die Temperaturen sind kurz vor der Null - Grad - Grenze.
Werden wir morgen früh mit Eis überzogene Maschinen vorfinden?
Tag 8
Ich liege mit meiner Vermutung richtig. Die Bikes sind mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Aber bis zu unserem Start am heutigen Tag ist diese schon etwas am Tauen, denn das Thermometer zeigt Temperaturen kurz über dem Gefrierpunkt an.
Zum Frühstück fahren wir in das Restaurant, in dem gestern schon zum Abendessen waren. Da wussten wir aber noch nicht, das unsere Unterkunft und das Restaurant zusammen gehören.
Nach einem tollen Frühstück werden wir draußen mit Sonne pur erwartet. Es ist zwar nicht viel wärmer geworden aber die Sonne im Gesicht lässt die Kühle viel besser ertragen.
In unserer kleinen Gruppe habe ich mir die Aufgabe der Routenplanung zu Eigen gemacht.
In nächtlicher Kleinarbeit bereitete ich drei Alternativen vor. Benannt habe ich sie diesmal "medium", "large" und "xlarge". Sie sind nicht nur unterschiedlich lang, sie unterscheiden sich auch wieder im Anteil auf dem TET.
Ich habe ja stark angenommen, unsere kleine Gruppe entscheidet sich für die "large"-Version. Aber weit gefehlt. Wir laden die "xlarge" in unseren Navis. Das sind insgesamt 216 km. Davon entfallen 163 km auf den TET. Super!
Ein Mini-Aussichtspunkt auf einem freistehenden Felsen lädt zu einem kurzen Stop ein.
Nach diesem Stop geht's wieder hoch. Wir überbieten unseren gestrigen Höhenrekord um gute 50 Meter Seehöhe und rollen auch hier durch eine fast geschlossene Schneedecke. Mittlerweile haben wir darin so etwas wie Übung.
Nachdem wir diese Passhöhe überwunden haben, kommt uns ein kleines Restaurant gerade recht.
Es gibt nur drei Tische mit jeweils vier Stühlen. Für uns völlig ausreichend. Aber das beste an dem Hause ist der Kamin, der in Betrieb ist. Dazu eine heiße Suppe und wir fühlen uns sofort wohler.
Bis auf die Passhöhe im Wald lernen wir heute ganz andere Landschaftszüge von Kroatien kennen. Wir durchqueren mehrere unterschiedliche sogenannte Hochebenen. In manchen ist großflächige Landwirtschaft mit Pflanzenanbau möglich, andere erinnern uns stark an die Winnetou-Filme.
Rolf ist diese Auffahrt etwas zu steil.
Lutz und ich winken auch ab. Manchmal sollte man auch ein paar Meter zu Fuß gehen, um eine Aussicht genießen zu können.
Der Teil der Strecke, die heute auf dem TET verläuft, ist sehr abwechslungsreich und wir kommen auch sehr gut voran.
So bleibt noch etwas Zeit, ein kleines Sonnenbad im Grünen zu nehmen.
In der Ferne sehen wir nochmal zum Teil mit Schnee bedeckte Berge.
Um 16.30 Uhr erreichen wir Sebinik. Es ist wunderbares Wetter, die Sonne zeigt ihr schönstes Strahlen. Auf dem Thermometer stehen 16 Grad Celsius. Wir fahren pronto an die Promonade, stellen die Mopeds und platzieren uns in einem Cafe mit Blick auf das Meer. Sonnenbrille ist empfehlenswert. Hier halten wir es bis zum Sonnenuntergang bei Aperol, Bier und lecker Essen bis nach dem Sonnenuntergang aus. Ein Hotel in Laufnähe wird währendessen auch noch gebucht.
Später an der Hotelbar besprechen wir die Rückreise nach Tolmin. Denn irgendwann geht jeder Urlaub mal zu Ende. Aber etwas Zeit haben wir ja noch ...
Tag 9
Der Tag für die Rückreise ist gekommen.
Bei frühlingshaften 17 Grad Celsius verlassen wir Sebinik. Vor uns liegen gute 600 km bis nach Tolmin. Da wir nicht die kroatische Küstenstraße entlang wollen und wir alle noch neugierig sind , haben wir uns eine Strecke über Bosnien ausgerechnet.
Unterwegs deckten wir uns in einem örtlichen Markt mit Brot, Käse, Wurst und etwas Schokolade ein.
Nachdem wir die bosnische Grenze überquert hatten, bot sich in den Bergen eine halbwegs windstille Stelle mit Aussicht für ein Picknick an.
Landschaftlich ist Bosnien ein sehr schönes Land. Aber auch sehen wir immer wieder Häuser, die verlassen wurden. Egal ob noch im Rohbau befindlich oder einzugsfertig. Sicherlich alles Folgen des Bürgerkriegs.
In einem kleinen Städtchen machen wir noch in einer Bar eine kurze Siesta bevor wir Bosnien wieder verlassen.
Geroutet habe ich die Route ohne unbefestigte Straßen. Aber auch hier gilt eine feste Schotterdecke als befestigte Straße. Das ist für uns mittlerweile kein Offroad mehr.
Als wir wieder über kroatischen Boden rollen, suchen wir uns ein Hotel unmittelbar an der Strecke, denn wir wollen morgen nicht zu spät am Auto sein. Es liegen noch etwa 250 km vor uns.
Tag 10
Der Tag empfängt uns mit Nebel, die Temperaturen sind auch nur kurz dem Gefrierpunkt. Aber die ersten Sonnenstrahlen versuchen den Dunst aufzulösen.
Da wir heute Frühstück nicht im Haus bekommen, sondern im 700 Meter entfernten Restaurant einnehmen, welches dazu gehört, sitzen wir bereits um 8:45 Uhr auf den Motorrädern.
So ganz ohne TET soll der letzte Tag dann doch nicht beendet werden.
Auch wenn wir sehr ausgiebig gefrühstückt haben, machen an einem kleinen Markt Halt, um uns für ein ordentliches Picknick einzudecken. Denn die Wetter - App verspricht Sonne und Temperaturen, die mindestens zweistellig sein sollen.
Wir fahren gemütlich hinter einer Reihe von Autos her. Mittendrin auch ein Bike mit einheimischen Kennzeichen. Nach lichtet sich die Reihe bis nur noch das Bike und ein Polizeiauto vor uns. Kurz darauf lässt uns das Auto der slowenischen Staatsmacht vorbei. Meine Hoffnung, dem einheimischen Biker vielleicht etwas zügiger für ein paar Kilometer folgen zu können, löste sich an der nächsten Einmündung in Luft auf. Dafür folgte ins das Auto der Staatsmacht mit eingeschaltetem Blaulicht und ließ uns wissen, rechts heran zu fahren.
Den Beamten gefiel die Patina auf unseren Kennzeichentafeln nicht, die dadurch schwer zu entziffern waren.
Nach Reinigung der Tafeln und einer Ermahnung, in dessen Rahmen auch unsere Personalien aufgenommen wurden, durften wir unsere Reise fortsetzen.
Das kleine Stück TET am Ende unserer Tour beinhaltet noch einmal einen tollen Aussichtspunkt. Hier wurde vor längerer Zeit eine Flöte aus der Zeit der Neandertaler gefunden.
Da es am frühen Nachmittag ist, das Wetter mehr als einladend ist und das Thermometer um die 15 Grad Celsius anzeigt, beschließen wir in einem größeren Bogen zum Hotel zu fahren.
Kurz vor dem Dunkelwerden sind die Maschinen verzurrt, Koffer , Bekleidung und sonstige Ausrüstung im Transporter verstaut.
Bevor wir uns zum Abendessen ins nahegelegene Restaurant begeben, begleichen wir unsere Rechnung im Voraus. Wir erklären der Dame an der Rezeption, das wir am nächsten Morgen sehr früh aufbrechen wollen. Daraufhin bietet sie uns an, uns zum frühen Start eine Verpflegungstüte bereit zu stellen.
Morgen liegen für mich nicht ganz 1200 Kilometer Heimreise an. Für Lutz und Rolf sind es etwa 200 Kilometer weniger.
Damit alle möglichst stressfrei zu Hause ankommen, wird die Startzeit auf 5 Uhr festgelegt.
Ich bedanke mich bei
&
für diese zehn Tage.
Sie waren
fröhlich
&
reich an Erlebnissen
&
spannend
&
harmonisch .
Ihr seid tolle Reisepartner.
😊