Für den Sommer 2024 gab es vielfältige Ideen in meinem Kopf.
Im Winter war ich in Norwegen. Während dieser Zeit entstand die Idee, die wunderbare Landschaft auch ohne Schnee und klirrende Kälte erleben zu wollen. Außerdem lag mein Zeitraum für den
Jahresurlaub genau zur Sommersonnenwende. Und da findet bekanntlich das größte schwedische Volksfest statt. Und eine sehr gute Freundin weilt zu der Zeit für ein paar Tage in einem Ferienhaus.
Sie wollte ich, so mein erster Plan, mit einem Besuch überraschen. Leider konnte ich mit dieser Idee niemand so richtig begeistern. Lutz berichtete mir von der Bosnien Rallye. Die Idee fand bei
mir offene Ohren. Leider fiel der Zeitraum nicht mit meinem Urlaub zusammen. Aber Südosteuropa liegt mir eh mehr am Herzen als Motorradreisender. Denn hier wird sich mit der EU Erweiterung ganz
viel verändern. Und sehr wahrscheinlich wird vieles von dem ursprünglichem verloren gehen.
Skandinavien dagegen wird sich nicht mehr so dramatisch verändern.
Für eine Tour in Richtung Bosnien, Serbien oder auch Rumänien konnte ich schon mehr Leute begeistern. Aber schlussendlich passte es leider bei niemanden. Aus sehr unterschiedlichen Gründen. Nun
hatte sich diese Idee schon sehr festgesetzt in meinem Kopf, so das ich zu dieser Tour erstmal alleine aufbreche.
Tag 1
So schlecht vorbereitet wie zu dieser Tour war ich selten. Da ich der festen Meinung war, ich hätte noch einen guten angefahrenen Reifen in der Garage zu liegen und dies sich aber als Irrtum
heraus stellte, kam der neue Reifen noch gerade so rechtzeitig. Aber erst bei der dritten Anfrage in einer Schweriner Firma nahm man mir meine Räder ab und versprach , sie spätestens Donnerstag
Vormittag fertig montiert zu haben. Ich möchte ja auch erst Freitag früh starten.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an das Driver Center Schwerin.
Die Räder waren dann schon Mittwoch abholbereit.
Entgegen meiner sonstigen Aufbruchzeiten war ich heute erst kurz nach 9 Uhr abfahrbereit. Die erste größere Pause gönnte ich mir in Wiesenburg/Mark.
Hier lud das Schloss dazu ein, mir etwas mehr die Füße zu vertreten. Das Schloss ist nur zu ausgewählten Zeiten zu besichtigen, da es von Privatleuten bewohnt wird. Leider war heute auch der Turm
geschlossen. So machte ich nur eine kleine Runde zu Fuß im kleinen angrenzenden Park.
Der heutige Tag und auch der morgige sind als Anreisetage geplant. Da ich mit dem Moped Autobahnen vermeide, bleibt an solchen Tagen nicht viel Zeit, um mich
ausgiebig mit Sehenswürdigkeiten zu beschäftigen. Ich möchte Kilometer schaffen aber das mit Spaß am fahren haben. Und da bevorzuge ich, auch wenn es etwas Zeit frisst, die kleinen
Straßen.
Es reizte mich schon sehr, den Spuren zu folgen. Und ich könnte wetten, wenn Jens , Christian oder Lutz hier wären, gäbe es überhaupt kein Zögern.
An dieser Stelle einen herzlichen Gruß an euch.
Schade, daß es bei euch zeitlich nicht gepasst hat.
Auch ohne tschechisch zu können, lässt das Schild erahnen, das hier etwas verboten ist. Aber es macht es auch wieder einladend. In der Mitte macht die Steinmauer einen Absatz. Es ist alles fest.
Überhaupt kein Problem. Aber die Steine sind feucht und sehr rutschig. Den Sinn des Schildes habe ich damit ausreichend geprüft.
Ich fahre lieber Motorrad als im Krankenhaus zu liegen.
Ist es jetzt die sechste oder siebte Umleitung?
Auf diese grandiose Baustellenabsicherung möchte ich nachts nicht treffen.
Es ist mittlerweile 20 Uhr in Plzen. Mich plagt ein kleines Hüngerchen. Einen Schlafplatz für heute habe ich auch noch nicht. Diese Fastfoodketten sind nicht meine bevorzugten Restaurants, um gut
zu essen. Jetzt nutze ich mal die Vorteile von ihnen. Dies wären das gutes WLAN und es geht schnell. Auf einer großen Hotelsuchsite finde ich ein preiswertes Zimmer, was zu meiner Route passt.
Bis 22 Uhr ist Check-in. Bis Pisek sind es noch knappe 80 Kilometer. Gut zu schaffen.
In Pisek testete mich dann mein Navi. Auch nach dem zweiten Anlauf stand ich mit dem Motorrad an einer Brücke, die nur für Fußgänger und Radfahrer frei gegeben ist.
Also ... absteigen.... Gang einlegen und die Karre rüber " schieben". Und siehe da.... sofort und pronto stand ich vor dem Hotel. Schnell eingecheckt, denn in unmittelbarer Nähe dröhnte noch ein
Konzert. Das passt wunderbar, mir noch etwas die Füße zu vertreten.
In Deutschland unmöglich, nach 22 Uhr in dieser Lautstärke gefühlt eine ganze Stadt zu beschallen.
Ich habe es genossen.
Das ist Sommer.
Tag 2
So ein großes Hinweisschild auf eine Burg kann ich nur sehr schlecht ignorieren. Und im Urlaub fast gar nicht. Also biege ich ab und bin freudiger Neugier auf das was mich erwartet. Leider war
ich zu früh dran. Die Burganlage wird erst ab 10 Uhr geöffnet. Von der einstigen Burg sind durch den hohen Staketenzaun nur ein paar Grundmauern zu sehen. Na macht nichts. Besser so als wenn ich
mich später über die vertane Chance geärgert hätte.
Bis zur Grenze nach Österreich sind es nur kurz über 60 Kilometer. Dank Schengen Reise ich ohne Kontrolle ein.
Österreich ist für mich auf dieser Tour nur Transitland. Und das für ganze 324 Kilometer. Hier habe ich nicht großartig geplant. Nur Maut und die Autobahn wie üblich
bei der Routenplanung ausgeschlossen. Der Routenplaner allerdings wollte mich auf dem Weg nach Bosnien schon durch Ungarn schicken. Dies gewöhnte ich der Software mit zwei... drei Wegpunkten in
Slowenien ab. Die Strecken erschienen mir wesentlich reizvoller zu fahren.
Unmittelbar nach der Grenze rollte ich auf sehr kleinen Straßen durch Slowenien. So wollte ich es. Fahrtechnisch doch ziemlich anspruchsvoll auch wenn fast alles
asphaltiert war. Aber da die Straßen sehr schmal waren, befand sich in den Kurven meistens etwas Schotter auf der Fahrbahn, welches von den Autos vom Bankett dort "rauf" gefahren wurde. Die 90
Kilometer hatten es damit doch ein wenig in sich.
Kroatien glänzte ab der Grenze mit ewig lang gezogenen Ortschaften. Eine Ortslage reihte sich unmittelbar an die nächste. Erst nach Varazdin lockerte sich dies ein wenig auf.
Böse Zungen, die dieses Bild vorab gesehen haben, behaupten, ich würde hier erwartet und das wäre nur zu meinem Schutz installiert worden. Vielmehr sah ich auf dem Weg hierher vermehrt, Autos mit
Trailern auf denen Rennsemmeln transportiert worden.
Bjelovar
Dies ist für heute mein Zielstädtchen. Und es ist schon wieder 19 Uhr und noch keine Unterkunft sicher. Online hatte ich mich gestern schon etwas informiert aber noch keinen Wegpunkt in mein Navi
gesetzt. Das ist in fremdsprachigen Ländern sehr hilfreich. Denn wird die Adresse nicht genau so eingetippt, wie es das installierte Kartenmaterial meint "so ist es richtig", ist die ganze Mühe
umsonst. Also schnell den Laptop raus geholt und dem Navi Futter gegeben. Jaaaaaa, man kann auch mit Google navigieren. Aber damit bleibt nach meinem Verständnis oft viel Spaß auf der Strecke.
Die Schlafstatt für die heutige Nacht befindet sich auf einem Agrotouristiky. Bevor es aber zum schlafen geht, lasse ich den Abend auf dieser schönen Terrasse mit
Blick in die Landschaft bei einem guten Essen, denn das ist während der 600 km etwas zu kurz gekommen, und etwas Wein ausklingen.
Tag 3
Bis nach Kupres , dem Ziel für den heutigen Tag, habe ich knapp 300 km geplant. Bis zur Grenze werde ich auf Asphalt bleiben. Für ein Teilstück der Strecke in Bosnien möchte ich etwas bosnischen
Trans Euro Trail mitnehmen. Und ich möchte heute nicht ganz so spät im Hotel sein. Desto südlicher es wird, desto eher wird es leider dunkel.
Ich bin noch gar nicht aus dem Ort raus, kommt die erste Änderung des Plans. Dies sieht ganz stark nach einer neuen mehrspurigen Straße aus und zwingt mich zu einer Umleitung. Egal ...ich habe
Zeit.
Nicht nur Burgen wecken immer wieder mein Interesse von der Strecke abzuweichen. In diesem Fall war es ein Hinweisschild auf ein Friedhof. Auch die schnurgerade Zufahrt war eine Einladung, dem
Schild zu folgen. Ein Spaziergang über einen Friedhof finde ich aus unterschiedlichen Gründen spannend.
Immer wieder sind noch stumme Zeitzeugen eines Bürgerkrieges zu sehen, der zum Glück ein Ende gefunden hat.
In den Ortschaften, die sich oft sehr lang an der Straße entlang ziehen, sehe ich viele Häuser, die verlassen sind. In einem frisch gebauten Zustand aber auch viele, die bereits zusammen gefallen
sind.
Diese drei polnischen Biker sah ich kurz zuvor an einem Café sitzen. Als sie in der Ortschaft später an mir vorbei zogen, dachte ich, ich werde von einer Kolonne schwerer Panzer überholt. Sie
selbst hielten einen relativ großen Abstand zueinander. Da sie schon ein recht zügiges Tempo fuhren, zumindest so lange es gerade aus ging und die Fahrbahn eben war, blieb ich mit großem Abstand
hinter ihnen. Dann doch lieber beim Rammsteinkonzert an der Box stehen.
Die drei polnischen Harleys rollten nach kurzem Überlegen am Stau an der Grenze vorbei. Ich entdeckte in der Reihe einen weiteren polnischen Biker. Er war auf einer
Teneree unterwegs. Ein Smalltalk war mir lieber als schnell die Grenzabfertigung hinter mich zu bringen. So gesellte ich mich zu ihm. Sein Englisch war deutlich besser als meins. Es ist immer
interessant zu hören über das wohin ...woher ...warum und so weiter. So verging die Wartezeit wie im Flug.
Nach guten 45 Minuten stempelte mir der bosnische Beamte mein Visa in Reisepass und ich wünschte dem Tenereebiker eine gute Zeit. Er wollte zunächst nach Mostar
fahren.
Niemand nimmt dieses Schild ernst. Also schloss ich mich an und ignorierte die Umleitung. Die Fahrbahn war kilometerweit abgefräst worden. Fuhr sich nicht besonders
schön , war aber besser als einen riesigen Umweg in Kauf zu nehmen.
Später verließ ich doch die viel befahrene Europastraße und nahm die Schotterpiste durch den Wald. Viel angenehmer.
Bei diesem Unterstand fragte ich mich, warum ich ein Hotel gebucht habe.
Dach über dem Kopf... Sitz-& Schlafmöglichkeit sind okay... Brennholz ist auch vorbereitet.... fließendes Wasser gab es auch. Alles vorhanden.
Außer .... Internet.
So kann ich keinen Reisebericht schreiben.
Nach ein paar Kilometer Asphalt wollte ich noch einmal durch den Wald abkürzen. Aber ....
Auf der anderen Seite dieser Rampe steht meine BMW. In meinem Rücken verläuft die Straße, auf die ich jetzt wieder einbiegen wollte. Die Rampe ist so steil zusammen
geschoben worden, das , selbst wenn ich da hoch kommen würde, die BMW oben drauf einfach aufsitzen würde und die Räder in der Luft wären.
Jetzt ärgere ich mich ein wenig über mich selbst. Im Wald traf ich auf ein paar Crosser, die mit ihren leichten Maschinen die Hänge hoch pflügten. Sie winkten mir
zu. Weil es schon wieder relativ spät war, winkte ich nur zurück. Sie hätten mir bestimmt erzählt, das ich hier nicht weiter komme.
Kupres
Wie so oft, sieht man auch hier die Kirche schon , wenn der Weg noch so einige Kurven bereit hält.
Da ich ja die gut zehn Kilometer im Wald wieder zurück musste, um die letzten knapp zwanzig Kilometer auf Asphalt zurück zu legen, steht die Uhr schon wieder bei
19:30 Uhr. Und am Himmel kamen dunkle Wolken immer näher.
Tag 4
Am Hotel auf etwa 1150m schien die Sonne. Hier bin auf knapp 1600 m und es sind keine 50 m Sichtweite. Die Schotterpiste verwandelte sich ab hier in eine schlecht zu erkennende Spur im Gras. Das
ist mir zu heiß. Also wieder runter und doch paar Kilometer auf Asphalt zurück legen.
Der Anblick dieser Landschaft erinnert mich an eine ähnliche Landschaft aber mit deutlich mehr Ausmaßen. 2018 in Kolumbien.
Da durfte ich über 600 - in Worten : sechshundert - Stufen auf einem Monolith hochsteigen, um die Aussicht genießen zu können. Sie war grandios.
Hierher bin ich, wie soll's anders sein, über eine wunderbare Schotterpiste gelangt. Und es kostet keinen Eintritt. Nur den "Mut", von der Hauptstraße
abzufahren.
Während ich die Aussicht genießen konnte, gestellte sich ein weiterer Biker dazu. Ein Kroate, dessen Eltern in Bosnien ein Haus, er selbst in dritter Generation in Deutschland arbeitet und einen
kroatischen Pass hat. Da er sehr gut deutsch sprach, konnten wir uns Recht lange unterhalten. Er hat mir aus seinem persönlichen Erleben einiges über die wechselvolle Geschichte von diesem
Staatenbündnis erzählt.
Sicher .... nachlesen kann man vieles aber mit Erfahrungen von Betroffenen wird vieles greifbarer.
Nach dem Plausch wollte ich meine Runde fortsetzen.
Der Schwierigkeitsgrad erhöhte sich mit dem Gewinn an Höhe.
Mit dem Ablegen meines Mopeds - und wie es sich gehört, natürlich talwärts - setzte sich bei mir die Erkenntnis durch, hier doch lieber zu wenden. Auch wenn von oben immer mal wieder Biker mir
entgegen kamen. Aber bevor es soweit war, musste das Moped aufgerichtet werden. Das heißt, 260 kg gegen den Berg stemmen. Da wir uns schon ne Weile mit solchen Situationen auskennen und meine
Maschine nicht sehr gerne auf der Seite liegt, machte sie es mir auch nicht allzu schwer.
Auf den letzten zwanzig Kilometern bis zum Hotel fasste ich zur Erfrischung noch ein kleines Gewitter ab. So durchgeschwitzt wie ich vorher war, so kühl wurde es dann plötzlich.
Macht nichts.
Es gibt ja warmes Wasser im Hotel.
Tag 5
Schon beim Start am Hotel sah der Himmel in der Ferne nicht nur sonnig aus.
Und so kam es, wie ich es ahnte , eine halbe Stunde später zog ich die Regenbekleidung drüber. Es war nicht viel aber stetiger Tropfen höhlt den Stein .
Ich brauche Briefmarken, denn ich verschicke von unterwegs gerne Postkarten. Karten bekommt man schneller gekauft als die Marken.
Bei der Planung der Route fand ich ein Postamt in Tomislavgrad.
Der Halt an der Post war auch eine gute Gelegenheit, die Regenbekleidung wieder abzulegen. Denn die Sonne ließ die Straße trocknen und das Thermometer mehr als 25
Grad anzeigen.
In der Post bekam ich beim vortragen meines Begehrs sofort Hilfe in fast perfektem deutsch angeboten. Es sind zumeist die Männer. Sie arbeiten oder haben in Deutschland gearbeitet. Viele über
Jahrzehnte.
Meine Postkarten werden mit Briefmarken voll geklebt, so das schon fast die Adresse oder der Text verschwindet.
Herzlichen Dank an die Unbekannten für ihre Dolmetscherei.
Mein Navi meint, ich möge bitte rechts weiter fahren.
Zum Glück darf ich noch selbst entscheiden, welche Straße ich nehme. Und so ist es ja sonnenklar, das es die breite Schotterpiste wird. Das ist ja schon fast eine Auto(motorrad)bahn.
Irgendwann verlor sich die anfangs so breite Piste in eine Spur durch eine Wiese. Hier war für mich der Punkt zum umdrehen. In etwas größerer Entfernung standen
Häuser. In der Ferne hatte ich auch Autos gesehen. Also in die Richtung gefahren und dann kam auch bald wieder die Straße.
Als ich das Wasser von weitem sah, musste ich an den Gardasee denken. Der Jablanicko Lake sieht genauso schön aus. Nur hat er mindestens zwei Vorteile. Das Ufer ist noch nicht so zugebaut und
damit ist er derzeit bei weitem nicht so überlaufen. Ich nahm mir die Zeit und umrundete ihn.
Ich habe es geschafft, mal nicht so spät an der Unterkunft zu sein. Kurz nach 16 Uhr stelle ich das Motorrad auf einem Hinterhof ab. Den Platz lässt man sich ganz
gut bezahlen. Für 15 Euro darf sich die BMW dort bis morgen Vormittag ausruhen. Gefühlt ist es teurer als mein Schlafplatz.
Die Altstadt ist sehr quirlig und gepflegt. Bei meinem Spaziergang außerhalb vom Zentrum sah ich auch hier noch viele Häuser mit Einschusslöcher. Das Olympiazentrum sieht aus als wäre es dem
Verfall preis gegeben.
Später zurück im Kern konnte ich mir noch eine Folklorevorführung miterleben.
Toll gemacht mit den Trachten.
tag 6
Ich finde es spannend und interessant, sich über die kürzere Distanz aus der Stadt navigieren zu lassen. Dies erfordert aber einen relativ sicheren Umgang mit dem Moped. Denn es geht zumeist
durch wirklich enge Gassen, die oft sehr steil sind und in denen mittendrin ein Auto steht, das die Weiterfahrt
verhindert. Aber diese Navigation bietet Einblicke in eine Stadt, die sonst verborgen bleiben würden.
Auch wenn das Navi meint, ich könne hier entlang fahren, kehre ich doch lieber um und nutze die etwas besser ausgebaute Straße.
Oberhalb von Sarajevo möchte man offensichtlich an die Olympischen Winterspiele von 1984 Anschluss nehmen. Hier werden neue Wintersportorte mit 10 bis 12geschossigen
Betonklötzen gebaut.
.
Bei der Fahrt durch die Berge tat sich dieses kleine Plateau auf. Ein perfekter Ort für mich, um Pause zu machen. Hier ist kein Auto oder ähnliches zu hören. Dafür
herrscht hier eine ganz andere Geräuschkulisse. Es ist ein Wirrwarr vom zwitschern der Vögel und ein summen und brummen von vielen kleinen Insekten. Ich traue mich gar nicht durch das Gras zu
laufen, denn bei jedem Tritt sehe ich Grashüpfer weg springen.
Ich wollte gerade zusammen packen, da wollte dieser Bulli auf die Wiese fahren. Als sie mich sahen, wollten sie mich offensichtlich nicht stören und legten den Rückwärtsgang ein. Ich winkte ihnen
zu, sie können gerne herkommen. Es war ein deutsches Paar. Nach einem kurzen Gespräch wollte ich dann aber doch weiter, denn ich hatte hier mehr Zeit verbracht als ich wollte. Und die Uhr bleibt
auch hier leider nicht stehen.
Dieses Schild wird hier doch sehr ernst genommen. Denn nach wenigen Metern kommt die digitale Kontrolle. Es gibt vielerorts auch Streckenüberwachung.
Wenige hundert Meter hinter der Grenze beginnt ein Nationalpark. Hier wird sofort Maut kassiert. Es ist nicht viel. Gefühlt kommt diese Maut auch im Nationalpark an.
tag 7
Heute wird nicht mein Tag.
Aber der Reihe nach .....
Während ich hier gestern zu Abend aß, dies war auch meine Unterkunft für die letzte Nacht, lernte ich schon wieder Menschen kennen. Sie saßen am Nebentisch und unterhielten sich wechselweise auf
deutsch und serbisch. Ich machte eine unverfängliche Bemerkung auf deutsch und das "Eis" war gebrochen. Marco, ein Münchner, und Sabine waren sehr interessiert, an meiner Reise und überschütteten
mich quasi mit Hinweisen, was ich mir alles in der Gegend anschauen müsste.
Von hier aus nochmal meinen herzlichen Dank an euch.
Als ich heute früh starten wollte, angeplünt auf dem Moped saß und das nächste Ziel im Navi aktivieren möchte, ist dort nichts zu finden. Ich habe das Ding doch gestern Abend gefüttert. Wo sind
die Daten hin???
Also Laptop nochmal raus, mir eine Cola bringen lassen und das ganze noch einmal.
Irgendwie geht es mir heute früh eh nicht so gut. Ich glaube, der Wein, zu dem ich eingeladen wurde,
war zu viel für mich.
Dieses Monument zum Gedenken an die Opfer des zweiten Weltkrieges war ein Hinweis von ihnen.
Ich treffe auf Tom, ein gebürtiger Engländer, der seit zwei Jahrzehnten in Karlsruhe lebt und arbeitet. Er wollte gerade mit seiner Drohne Aufnahmen machen. Aber an dieser Gedenkstätte gilt ein
Flugverbot und die Drohne ließ sich auf Grund der hinterlegten digitalen Karte gar nicht erst starten. So unternahmen wir gemeinsam den Rundgang. Ich fand mich in seinen Aussagen über das
Alleinreisen bestätigt.
Wenige Kilometer nach ich meine Reise fortgesetzt habe, merke ich, das an meiner Route irgendwas nicht stimmt. Vor dem Denkmal wäre erst der Stop am Aussichtspunkt " Banjska Stena'"
gewesen.
Und der liegt gute 40 km in die andere Richtung.
Also ....Kehrt Marsch!
Denn diesen Punkt legten mir Sabine und Marco sehr ans Herz.
Zwei Dinge sind mir gestern schon unmittelbar nach der Einreise in Serbien aufgefallen.
Es stehen deutlich weniger verlassene Häuser und Ruinen in den Ortschaften und ganz allgemein in der Landschaft herum.
Ebenso sehe ich wenig Müll an den Straßen und überall dort, wo er nicht hingehört. Das sah in Bosnien deutlich unschöner aus.
Vertraue nie blind , dem Navi oder Google. Beide meinen, wenn ich mit Motorrad diesem Weg folge, komme ich zum gewünschten Ort.
Ich folge in diesem Fall lieber der Empfehlung vom Schild.
Vor drei Tagen wünschte ich mir auf der anspruchsvollen Geröllstrecke meine Endurostiefel an die Füße. Nicht das es damit weniger anspruchsvoll wird aber sie bieten mehr Schutz und das stehend
fahren ist mit ihnen auf Dauer wesentlich angenehmer.
Heute bin ich froh, das ich die Touringstiefel trage. Sie können auch sehr gut als Wanderschuhe durchgehen. Auf den letzten 200 m geht es über spitze Steine. Nicht wirklich etwas für Flip Flops.
Wenn ich in zwanzig Jahren diesen Ort nochmal besuchen würde, fehlt zugunsten einer wahnsinnig teuren freischwebenden Brücke wahrscheinlich eine Menge Natur. Und kostenlos wird es dann sicher
auch nicht mehr sein.
Ein Glück, das ich heute hier bin!
Mein Foto kann das wunderbare Panorama, welches sich hier bietet, nicht im Ansatz erfassen.
Auf dem Weg zum nächsten empfohlenen Punkt tun sich am Himmel schon dicke dunkle Wolken auf. Aber deshalb möchte ich es nicht weglassen.
Nachdem ich gute anderthalb Stunden darauf gewartet habe, das der Regen inklusive dem Gewitter nach lässt, ziehe ich dann doch meine Regen-Kombi drüber. Es ist mittlerweile halb vier und bis zur
gebuchten Pension sind es gute 200 Kilometer auf einer schnelleren Route, die ich so nicht geplant habe. Was hilft es?
So ganz schnell wurde es dann doch nicht, denn ich geriet in einen Stau vor einer Baustelle. Hier hatten sich schon Fahrzeuge über mehrere Kilometer angestaut. Zum Glück fahre ich Motorrad.
Nach der Baustelle ging es in einer langsam rollenden Kolonne weiter. Überholen nicht möglich, da sich von der Gegenseite auch eine ewig lange Fahrzeugschlange angesammelt hatte.
Ich habe es geschafft.
Pedscha empfängt mich überaus herzlich und bietet mir gleich mal einen kleinen Schnaps zum aufwärmen an. Ich nehme ihn und verschwinde aber trotzdem schnell unter der heißen Dusche.
Wie wohltuend !
Die heutige Regenfahrt bestärkte mich absolut in der Wahl der Reifen für diese Tour. Zu Hause nutze ich gerne im Offroadbereich dem Mitas E 07. Aber auf nassem
Asphalt kann ich damit nur gerade fahren, um Kurven würde ich dann fast lieber schieben. Mit dem Mitas wäre ich wohl mindestens eine Stunde später angekommen.
Super Erfahrungen machte ich in den letzten Jahren mit dem Metzler Tourance. Auf den letzten Kilometern hat er diese nur noch unterstrichen. Auch auf den Schotterpisten und dem etwas gröberen
Geröll.
Tag 8
Heute früh fühle ich mich nicht wirklich fit genug, um weiter zu ziehen. Und auch weil ich hier so herzlich empfangen wurde, beschließe ich, meinen Aufenthalt um zwei Nächte zu verlängern. In den
vorangegangenen Unterkünften hätte ich da deutlich länger überlegen müssen bzw. ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, länger zu bleiben.
Nach dem Frühstück kam Petja mit dem Vorschlag, ihn in die Stadt zu begleiten. Das kam mir sehr gelegen, denn ich brauche Bargeld um die Verlängerung bezahlen zu können.
Petja hatte ein Besorgungen zu machen. Bei dieser Gelegenheit zeigte er ein wenig von Brus. Anschließend bestand er darauf, ihn auch zu seinem täglichen Treff mit seinen Freunden in einem
Straßencafé zu folgen.
Ich hörte Geschichten aus dem Leben und ließ mir erklären, warum Petja nur der zweitbeste Freund sei.
Den ersten hätte er erschossen, meinte Lubo, der dritte in der Runde.
Plötzlich wurde die Runde aufgehoben und meine Rechnung mit übernommen. So geht das nicht.
Ich genoss den Tag auf dem Grundstück und konnte mich nicht entscheiden, wo ich mich zuerst niederlassen möchte.
Am Nachmittag verabschiedete sich Petja zu einem kleinen familiären Treffen. Er kam überraschend früh zurück. Er hätte ein schlechtes Gewissen.
Warum frage ich?
Er hat mich hier ohne Essen alleine zurück gelassen. Da wo ganz viele sind, wäre einer mehr nicht aufgefallen.
Jetzt bin ich aber doch gerührt.
tag 9
Für heute habe ich mir etwas 200 km lange Rundtour zusammen gebastelt, die Empfehlungen von Pedscha enthalten.
Meine Erkältung mitten im Sommer - völlig ungewöhnlich für mich - ist am abklingen.
Wie sollte es sein, so hundertprozentig halte ich mich ja selten an geplante Routen. Diesen einladenden Weg fahre ich aber nur ein paar hundert Meter. Er würde mich
zu weit vom ersten Routenpunkt wegbringen. Gelohnt hat sich der Abstecher schon wegen Aussichten, die sich auftun und die Blumenwiese lud mich auch wieder ein etwas zu verweilen.
Der erste geplante Punkt auf der heutigen Runde.
Etwas unbedacht stellte ich die BMW hinter das "Schaufenster". Es brauchte ein paar Minuten mehr, um sie dort raus zu bekommen.
Aber was soll's?
Mich treibt ja niemand.
Dieser ältere Teil des Wintersportortes wurde noch sehr traditionell gebaut. Alle Häuser sind zum Beispiel mit Holzschindeln gedeckt. Die Anlage ist wie eine geschlossene Burg gestaltet. In den
Innenhof kommt man nur durch ein Tor. Alle Häuser haben einen ausreichend großen Dachüberstand, der gegen Sonne und Schnee schützt.
Alles was rundherum neu gebaut wird, hat für meinen Geschmack nicht annähernd den Charme. Einfach nur modern und effektiv ausgerichtet.
Viele neue Sessellifte sind ebenfalls vorhanden. Dazu stehen unzählige Schneekanonen bereit, um den Wintersportzirkus auch künstlich am laufen halten zu können.
Da ich zum Glück im Sommer hier bin, kann ich mit dem Moped zum Gipfel hinauf fahren. Am Ende sind es nicht ganz 2000 m Höhe.
Es ist vielleicht auf dem Bild nicht ganz so gut zu erkennen.
Aber das ist die Kehrseite von dem Bauwahnsinn.
In dem offensichtlich künstlich angelegten mehrere zig Meter tiefen Krater kippen LKWs im Minutentakt Abraum und Bauabfälle.
Etwa 12 Kilometer entfernt von meiner Pension finden sich mehrere Restaurants, die sich auf Fisch spezialisiert haben. Auch eine Empfehlung von Petja und seinem Freund Lubo.
Wenn mir sonst nicht viele deutsche Kennzeichen hier auffallen aber hier mehren sie sich. Das Preisniveau hat sich der Nachfrage durchaus angepasst.
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